Es ist heiss in Sansibar. Der Eisbär ist dort für einen Zwischenhalt gelandet und lässt sich betören – nicht nur von der Hitze der Sonne.
«Du bleibst also doch?» fragte der hübsche Kerl den Eisbären, als sich die beiden später über den Weg liefen. «Ja, wegen dir», gab der Eisbär zu. «Du bist aber schnell umzustimmen», kam vom anderen zurück.
Der Eisbär fühlte sich ertappt dabei, von seinem Weg auf dem runden Meer nach Kenya abgekommen zu sein, schämte sich eine Weile dafür, starrte die gleiche Weile lang ein gestrandetes Fischerboot an und sagte erst mal nichts.
Nach den Minuten der Stille brüllte der Eisbär selbstbewusst: «Du hast dich für mich interessiert, und wenn sich jemand für mich interessiert, dann bleibe ich.» Der hübsche Kerl schüttelte den Kopf und ging weiter. Der Eisbär rief ihm nach: «Warum gehst du jetzt?» Der andere winkte, er solle ihm folgen. So trampelte der Eisbär dem hübschen Kerl hinterher.
Nach einer Weile sassen die beiden in einer Bar hinter ihren Drinks und redeten über Gott und die Welt. Der Eisbär hatte mit jedem Schluck immer mehr den Eindruck, den hübschen Kerl irgendwie von irgendwo und irgendwann zu kennen. Mit zunehmender Anzahl Drinks dachte er, das Schicksal hätte zugeschlagen und es wären sich zwei Verbündete begegnet.
Am nächsten Tag waren die beiden am Strand verabredet. Der Eisbär war schon etwas früher da und suchte sich den besten Platz mit genug schattenspendenden Bäumen aus. Der hübsche Kerl verspätete sich. Aus der Verspätung wurden zwei Stunden, in denen der Eisbär immer besorgter wurde: War ihm was Schlimmes passiert? Er packte seine Sachen zusammen und wollte in der Stadt herausfinden, ob ein Unglück geschehen ist.
Just vor dem Polizeiposten tauchte der hübsche Kerl vor den Augen des Eisbären auf: «Stimmt, wir hatten ja abgemacht!» Der Eisbär freute sich und war gleichzeitig enttäuscht: «Hast du das voll vergessen?» Und dann landeten die beiden wieder in der gleichen Bar hinter ihren Drinks.
Als es zwei Uhr früh war, lagen sich die beiden in den Armen und waren berauscht voneinander. Plötzlich sagte der hübsche Kerl: «Ich muss jetzt los, brauche meine Ruhe.» Der Eisbär verstand die Welt nicht mehr. Schliesslich lagen sie ganz ruhig da. Doch der hübsche Kerl verschwand einfach.
Nachdem der Eisbär die wochenlange Suche nach dem hübschen Kerl aufgegeben hatte, entschied er sich, seinen ursprünglichen Weg nach Kenya fortzuführen. Weil inzwischen die Bootsverbindung von Sansibar nach Mombasa aufgehoben war, musste er sich schwimmend auf den Weg machen.
Das Schwimmen und Tauchen passte ganz gut zu seiner Traurigkeit, die ihn seit dem Verlust des hübschen Kerls in die Zeit vor 28 Jahren zurück versetzte, in der er auf der Suche danach war, woran er sich nicht mehr erinnern konnte.
Wie es weitergeht, ist irgendwann an dieser Stelle in Teil neun zu erfahren. Was vorher geschah, steht in den bisherigen Episoden geschrieben.
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