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Mach den Abgang!

  • Autorenbild: Eisbär
    Eisbär
  • 22. Feb. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Dez. 2023

Heute ist wieder Gedenktag. Fünf Jahre ist es her, seit meine Schwester gestorben ist. Letztes Jahr habe ich davon erzählt, was sie zu mir sagte, als ich sie zum letzten Mal sah und sprach. Heute sind diese Worte der Titel dieses Beitrags.


Wie letztes Jahr verbinde ich auch heute die gleiche Band mit dem Gedenktag, auf die mich Christa brachte. Gut möglich, dass sie die Musik nicht mehr hörte; ich fragte sie nie danach.


Christa und Werner parat für die Fasnacht

Bei mir sind Depeche Mode seit dem Teenager-Alter hängen geblieben. Letztes Jahr starb mit Andy Fletcher eines der Band-Mitglieder. Er wurde 60 Jahre. Der neuste Song von Depeche Mode ist diesen Monat erschienen und heisst «Ghosts again».



Mit der ersten Singleauskopplung «Ghosts Again» zeigen Depeche Mode zum ersten Mal nach dem Tod ihres Keyboarders, in welche Richtung das neue Album geht. Der Song handelt zwar vom Tod, macht aber gleichzeitig Lust zum Tanzen. Mich macht das glücklich.


Zum Albumtitel «Memento Mori» – bedenke, dass du sterben wirst – sagt der überlebende Martin Gore:

«Wenn man begreift, dass man sterben muss, lebt man sein Leben bis zum Maximum.» Martin Gore, Depeche Mode

Ja, alle unsere Uhren ticken. Wenn ich Ende April noch lebe, habe ich meine Schwester überlebt. Sie ging sechs Monate vor ihrem 50. Geburtstag. Überhaupt umgeben einen Lebenden mit zunehmendem Alter immer mehr Tote. Das liegt in der Natur des Lebens.



Mein Grossvater war der erste Tote in meinem Leben. Dann mein Götti, den ich schon lange überlebt habe. Mein Vater starb mit 66. Von seinem Tod ist das Gefühl in mir geblieben, dass ich nicht sehr alt werde. Und es sind laufend weitere Tote dazu gekommen – Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde, Verwandte, Bekannte, Prominente.


Lauter tote Menschen, an die ich mich erinnere und die nicht mehr da sind. Nicht mehr da, um sich zu treffen. Nicht mehr da, um miteinander zu reden, zu trinken oder zu tanzen. Nicht mehr da, um sich in die Arme zu nehmen und sich zu küssen. Nicht mehr da, um einfach mit ihnen zu sein.



Ich glaube, deshalb treibt mich das, was Depeche Mode mit «Memento Mori» ausdrücken, mit zunehmendem Alter immer stärker an – und sowieso, wenn Pandemien und Kriege sich die Klinke geben. Unter anderem führt das bei mir dazu, Menschen nicht verpassen zu wollen, die mich anziehen.


Denn meine Zeit wird weniger; und ich verstehe mit weniger Zeit immer noch weniger, warum man abwarten soll, sich kennenzulernen – ob es alte Freunde sind, die man wieder oder neu kennenlernt, oder neue, die einem über den Weg laufen.

«Wenn es in irgendeiner Form um Liebe geht, lohnt es sich immer, es noch vor dem Abgang miteinander zu probieren und sich gut zu tun.» Werner, bald 50

2 Comments


Dominic Hartmann
Dominic Hartmann
Feb 23, 2023

Der Sinn des Lebens ist, sich nicht mit dieser Frage aufzuhalten. Solange man die Möglichkeit hat, es zu Leben

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Werner Kälin
Werner Kälin
Feb 23, 2023
Replying to

Du meinst die Frage des Sterbens und die damit potenziell verbundene Angst vor dem Tod?

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